Leise Trommeln – die große Trommel
Vielleicht fangen wir alle mal im lauten Proberaum an, spielen gegen kreischende Marshall Stacks und träumen davon in den heimischen Musikclubs ordentlich zu rocken. Vielleicht tun wir das auch oft heute noch. Bleibt man dran an der Sache mit dem Trommeln, lernt man jedoch schnell, dass die Musikwelt nicht nur aus lauten Bands und Festivals besteht, sondern ein Großteil der Livemusik heute in kleinen Bars, Clubs, Kirchen oder oft auch in heimischen Wohnzimmern stattfindet. Will man wirklich regelmäßig spielen, vielleicht auch, weil man sein Einkommen mit Musik bestreiten möchte, kommt man nicht um die Frage herum, wie arrangiere ich mich als Schlagzeuger mit Low Volume Situationen? Wie realisiere ich einen Schlagzeugsound, der auch in leiseren Kontexten gut funktioniert? Der fokussiert, voll, aber nicht zu aufdringlich daher kommt, eine moderate Gesamtlautstärke zulässt und auch meinen Mitmusikern noch genug Platz gibt.
Nicht Power sondern Kontrolle ist gefragt
Kriegt man Snares und Becken in kleineren Räumen oft einfach durch ein dynamischeres Spiel und eine passende Technik in den Griff, verhält es sich mit der Bassdrum meist etwas anders, da man hier an die Übertragungsleistung der Fußmaschine gebunden ist. Daher ist es nicht unbedingt sinnvoll eine Maschine mit exzentrischen Kettenblatt zu verwenden, da solche Pedale ein dynamisches Spiel kaum zulassen. Alte Pedale mit „Rolling Glide“ Kettenblatt, wie etwa die Klassiker von Camco, erfreuen sich daher auch heute noch großer Beliebtheit. Viele Fußmaschinen haben auch wechselbare Cams. Wer bisher nur PowerCams gespielt hat, sollte sich zuallererst einmal mit den Spieleigenschaften von runden Kettenblättern vertraut machen. Denn in Low Volume Situation zählt Kontrolle mehr als Power.
Vintage Beater für einen wärmeren Sound
Großen Einfluss hat natürlich auch die Wahl des Beaters. Mit einem weichen Vintage Schlägel hat man eine deutlich größere Aufschlagsfläche, produziert also viel Ton, Wärme und auch Punch, aber eben auch deutlich weniger Attack und „klackende“ Obertöne. Vintage Schlegel werden von unterschiedlichen Firmen angeboten (z.B. Vic Firth VKB3), es gibt aber auch Überziehen (z.B. Muffkopf) aus leichtem Lammfell, die man über jeden gängigen Schlägel ziehen kann und damit fast noch bessere Ergebnisse erzielt. Vor allem hat man so auch die Möglichkeit schnell zwischen normalem Schlägelsound und weichem Bezug zu wechseln, was einem noch mehr Möglichkeiten im Spiel gibt.
Kleiner ist feiner
Gerade Bassdrums werden in kleine Räume oft stark verstärkt. Modelle ab 20“ können da oft schon zu viel Schmackes und Wummern haben, was man durch Stimmen oft gar nicht wirklich in den Griff bekommt. Manche stopfen ihre Resonanzkörper dann aus, was aber natürlich zu Lasten von Wärme und Ton geht. Daher bieten sich hier kleinere 18“ Bassdrums an, die in ihrem Charakter bereits deutlich fokussierter und auch transparenter klingen als ihre großen Kollegen. Wer jetzt meint, dass das doof aussieht, der sollte sich vielleicht einmal an einem Riser versuchen. Mit einem solchen Gadget kann der Kessel nämlich nicht nur deutlich freier schwingen, sondern man kann die Bassdrum auch problemlos um bis zu 4 Zoll anheben, wodurch sie deutlich weniger nach Jazz und Kinderschlagzeug ausschaut.
Die richtigen Felle
Kleinere Bassdrums haben zudem den Vorteil, dass sie meist sehr viel leichter zu stimmen sind. So müssen sie meinst auch nicht von Innen zusätzlich gedämpft werden um den Sound fokussiert zu machen. Eine Dämpfung des Schlagfells reicht hier meistens vollkommen aus. Will man nicht unbedingt jazzig offen spielen, bieten sich auch auf Resonanzseite vorgedämpfte Felle an. Hier kann man auf Felle mit speziellem Coating, wie etwa die Adoro Heritage Naturfelle, oder auf Varianten mit eingeprägte Dämpfungsringe zurückgreifen, die von den meisten Herstellern heute eigentlich auch als Grundausstattung aufgezogen werden. Als eine kleine Wunderwaffe bei kleineren Bassdrums haben sich zudem Schlagfelle mit einsetzbaren Schaumstoffringen erwiesen (z.B. Evans EMAD). So kann man nämlich spontan zwischen einem offenen, und einem stark fokussiertem Sound wechseln. Sehr praktisch, wenn man sowohl jazziges, als auch poppiges in einem Set spielt.
Felle sollen schwingen
Was man bei kleineren Bassdrums hingegen eher meiden sollte ist ein Loch in das Resonanzfell zu schneiden. Sicher, da meckert dann wieder der Tontechniker, weil er sein Mikro nicht in die Bassdrum legen kann, aber mal ehrlich – durch die Direktabnahme verlieren Trommeln in der Regel ihren Klangcharakter und ob man dann ein 5000 Euro Maple Kit oder ein 500 Euro Pappeleimer spielt, macht da meist keinen Unterschied mehr, da man über die Mikros eigentlich nur den Klang der Felle einfängt. Zudem werden in kleineren Locations Bassdrums häufig sowieso nicht abgenommen, und wenn, dann können Mikros durchaus auch einmal am Schlagfell positioniert werden, will man den Attack einer Bassdrum hervorheben. Kleinere Bassdrums verlieren bei einem Loch im Resonanzfell zudem schnell an Ton. Dieser Effekt ist hier drastischer ausgeprägt, als man dies bei 20“ oder 22“ Bassdrums beobachten kann, da kleinere Resonanzkörper bereits ein anderes Verhältnis von Kick und Ton mitbringen, deutlich kompakter und fokussierter klingen. Hier ist durch ein gezieltes Stimmen bereits ein sehr ausgewogener Sound zu erreichen.
Nicht jeder Kessel klingt gleich
Bei der Wahl der richtigen Bassdrum spielt auch die Frage der Kesselkonstruktion eine Rolle. Generell kann man sagen, und das gilt im speziellen auch für kleine Räume, dünnwandiger Kessel resonieren mehr, heißt sie haben mehr Ton und Wärme, dickwandige Kessel projizieren hingegen mehr, klingen also härter und perkussiver und somit auch subjektiv lauter. Nicht umsonst baut Adoro Drums beispielsweise ihre Bassdrums der Worship Serie sehr dünnwandig. Damit erhält man viel mehr tieffrequente Anteile im Sound. Die Bassdrum klingt einfach runder, erwachsener, sehr ähnlich einer 20 Zoll, nur in Volumen und Projektion deutlich zurückhaltender.
Kleine Bassdums mit dicken Kesseln sind hingegen super für eher perkussive Musik. Generell kann man aber sagen, dass es viel leichter ist eine warm klingende Bassdrum auch mal knackig zu stimmen, als eine sehr perkussive rund und warm. Mit einer Bassdrum mit sehr dünnen Kessel ist mal also deutlich flexibler unterwegs. Gerade im Bereich Singer/Songwriter, wo es oft eben nur auf einen warmen, möglichst attackarmen aber dennoch fokussierten Impuls ankommt, sollte man sein Instrument daher geschickt wählen. Selbst im Einsteiger- und Mittelklassebereich tun sich hier bei den Herstellern deutliche Unterschiede in der Konstruktion auf. Ein dünner Pappelkessel reagiert einfach anders als ein dicker Birkenkessel. Gerade in kleinen Räumen. Probiert es einmal aus!
Zusammenfassung:
Letztlich kommt es auf das Zusammenspiel an. Kleinere Bassdrums mit dünnen Kesseln bieten deutliche Vorteile hinsichtlich Flexibilität und Stimmbarkeit. Löcher im Resonanzfell sollte man hier aber eher sein lassen, da die Bassdrum so schnell an Klang verliert. Bei Fußmaschinen sollte man darauf achten, dass man die Übertragungsleistung wirklich gut kontrollieren kann. Bei der Fellwahl kann man, wenn eine jazzige, offene Stimmung nicht nötig ist, auf vorgedämpfte Felle zurückgreifen und sich so Innendämpfung in der Regel sparen. Schlagfelle mit wechselbarer Dämpfung sind hier definitiv eine Geheimwaffe, will man in seinem Sound flexibel bleiben. Gerade im Bereich Singer/Songwriter erzielt man zudem mit weichen Vintage Schlägeln tolle Ergebnisse.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!
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