Die Sache mit den Rods

Zu Anfang heißt „leise Trommeln“ oft erst einmal eines, nämlich statt mit Sticks mit Rods zu spielen. Das ist der erste Move den man lernt, wächst man in seiner Jugend als Trommler in einem kirchlichen Umfeld auf, wo Livemusik in der Regel nicht in normaler Konzertlautstärke, sondern deutlich leiser stattfindet. Ziemlich schnell hört man dort die Anfrage: Kannst du nicht mit Rods spielen?

Natürlich gibt es neben Rods auch zahlreiche andere Möglichkeiten leiser zu spielen, dennoch will ich dem Thema Rods einmal einen Artikel widmen. Nicht nur, weil hier sicher jeder seine Erfahrungen bereits gemacht hat, sondern auch, weil ich meine, dass man einem Spiel mit Rods durchaus oft zu unrecht negativ begegnet als Trommler.

Klar, Rods sind keine Sticks

Natürlich spielen sich Rods anders als Sticks. Natürlich klingen sie auch anders, denn vor allem feine Noten werden nicht mehr so gut übertragen. Das Spiel wird unweigerlich deutlich akzentuierter und dynamischer. Und natürlich übertragen Rods auch weniger Energie auf Felle und Becken, bringen diese weniger in Schwingung, daher klingt nicht jedes Schlagzeug wirklich voll, wenn man es mit Rods bespielt.

Dennoch sind Rods sicherlich eine gute Möglichkeit Schlagzeug deutlich leiser und unaufdringlicher zu spielen, wenn man sich denn mit dem speziellen Sound und Verhalten des Schlagwerks erst einmal anfreunden kann. Gerade im Bereich Singer/Songwriter oder Folk/Country Musik, passt oft auch der spezielle Sound von Rods sehr gut in den musikalischen Kontext. Daher will ich im Folgenden einmal ein paar Tipps zusammenstellen, wie man auch beim Spiel mit Rods einen vollen, warmen Drumsound erreichen kann, der Spaß macht, sich gut kontrollieren lässt und auch feinere Noten gut überträgt.

1. Nutzt einlagige Felle

Mit Rods überträgt man weniger Energie auf die Trommeln. Toms mit doppellagigen Fellen können bei dem Spiel mit Rods deshalb einfach auch nicht gut klingen, da sie einfach mehr Energie brauchen, um in Schwingung gebracht zu werden. Wenn ihr das Maximum an Ton und Wärme aus den Trommeln holen wollt, nutzt in jedem Fall einlagige Felle, die zudem gut in Tune sind. Bei einem Spiel mit Rods belohnt euch eine ordentliche Stimmung mit einem guten Sustain und viel Wärme im Sound. Coated Felle helfen die Obertöne und auch das Klacken von Rods auf den Fellen zu Minimieren. In sehr kleinen Räumen bieten sich auch Fellringe an, um den Ton der Trommeln weiter herauszustellen und die Aufschlaggeräusche zu minimieren. Die Fellringen sollten allerdings nicht zu breit sein, damit sie nur die sehr leichten (hohen) Schwingungen der Felle etwas minimieren, nicht aber den tragenden Ton der Trommeln.

2. Stimmt eure Trommeln nicht zu tief

In der Regel erhofft man sich von tiefen Stimmungen mehr Bauch und Body. Man braucht aber eben auch mehr Energie, die Felle wirklich auch in Gang zu kriegen. Die hat man bei einem Spiel mit Rods oft nicht, bzw. neigt dann dazu wieder lauter zu spielen, damit aus den Trommeln auch etwas heraus kommt. Daher bietet es sich hier an die Felle durchaus etwas straffer zu spannen, als man dies üblicherweise macht, da sie so deutlich schneller ansprechen und vor allem beim Spiel mit Rimshot deutlich mehr Ton produzieren. Klug ist auch, Schlag- und Resonanzfell in diesem Fall auf gleiche Spannung zu bringen, um den Trommeln die maximale Resonanz zu ermöglichen.

3. Spielt mit Rimshot, auch auf den Toms

Üblicherweise stehen Rimshots für starke Akzente und mehr Lautheit. Beim Spiel mit Sticks ist das auch der Fall. Die meisten Drummer spielen die Akzente der Snare immer als Rimshot. Mit Rods gespielte Rimshots sind in ihrem Charakter jedoch deutlich wärmer und zurückhaltender als solche mit Sticks. Das Material der Ruten ist nunmal sehr „weich“, produziert so kaum zusätzliche Obertöne, sondern verstärkt vor allem den Ton der Trommel deutlich. Frequenzen also, die erst einmal nicht als besonders unangenehm oder laut wahrgenommen werden.

Daher bietet es sich gerade beim Spiel mit Rods an Rimshots deutlich gezielter einzusetzen. Versucht auch einmal eure Toms per Rimshot anzuspielen und ihr werdet verblüfft sein, welcher Sound mit Rods auch auf Toms möglich ist. Auch Doubles und feine Ghostnotes sind mit etwas Übung als Rimshot spielbar. Denn, je nachdem wie tief ihr die Trommeln anspielt, könnt ihr hier auch mit der Dynamik spielen. Denn auch Rimshots sind in ihrem Klangcharakter unterschiedlich laut und voll, je nach dem wie tief ihr das Fell triggert. Spielt ihr wirklich nahezu alle Schläge als Rimshot, bekommt ihr auch die erhöhte Dynamik beim Spiel mit Rods wieder in den Griff. Wichtig ist aber, gerade weil Rods natürlich schneller verschleißen, Rimshots möglichst locker zu spielen, hier also nicht all zu viel Energie einzusetzen.

4. Bringt eure Bassdrum wieder in den Mix

Oft fällt bei Spiel mit Rods insbesondere die Bassdrum aus dem Mix. Sie wirkt schnell deutlich zu laut und bassig. Hier hilft es natürlich auf eher kleinere Resonanzkörper zu setzen, die in sich bereits fokussierter und kompakter klingen. Aber auch passende Schlägel, oder Fußmaschinen, die mehr auf Kontrolle statt Power setzen, ermöglichen hier wieder einen runden Gesamtklang des Schlagzeugs. Zum Thema „Bassdrum leiser machen“ hatte ich bereits hier einmal Tipps aus der Praxis gesammelt.

5. Nutzt leichte, aber nicht zu dunkle Becken

Ähnlich wie beim Spiel mit Besen, bieten sich auch beim Spiel mit Rods Becken an, die einerseits sehr schnell ansprechen, andererseits aber auch nicht zu dunkel klingen. Gerade sehr leichte Thin und Paper-Thin Varianten im traditionellen Finish, die auch viele silbrige Töne im Anschlag mitbringen, funktionieren hier gut. So erhält man nämlich auch bei einer sehr leichten Spielweise einen definierten Anschlag und einen schnell aufgehenden Wash. Viele handgemachte türkische Becken, wie etwas die Vintage Bliss Serie von Dream Cymbals, erfüllen genau diese Anforderungen. Schwere Medium Becken hingegen klingen mit Rods gespielt schnell eher glasig und steril, weil sie eigentlich mehr Energie brauchen um ihr Potential zu entfalten.

6. Rod ist nicht gleich Rod

Gerade bei Rods tun sich hinsichtlich Rebound und Spielgefühl durchaus Welten zwischen den Produkten auf. Viele Rods sind sehr schwer, ermöglichen also oft kein lockeres Spiel mehr, sondern bieten sich tatsächlich nur für Momente an, wo man genau diesen Rutensound auch gebrauchen kann. Andere wiederum sind vielleicht zu hart, produzieren zu viele Obertöne und die Trommeln klingen schnell nicht mehr warm und rund. Ich persönlich habe die beste Erfahrung mit klassischen Maple Rods gemacht, die zudem eher einfach zusammengebunden sind. Diese sind nämlich eher leicht und bieten daher auch genug Rebound um auch Doubles noch spielen zu können, worauf ich als Schlagzeuger nicht verzichten könnte. Natürlich ist die Lebenserwartung bei Maple Rods nicht sonderlich hoch und Angesichts der Preise die dort in der Regel von den Herstellern verlangt werden, geht ein „leise Trommeln“ so mit ziemlichen Kosten einher. Rods aus Bambus oder Fiber sind natürlich langlebiger, bieten meist aber kein besonders gutes Spielgefühl.

Zusammenfassung:

Das Spiel mit Rods erfordert eine andere Technik um die erhöhte Dynamik in den Griff zu bekommen. Wer viel mit Rimshots spielt, kann diese auch mit Rods gut einsetzen, um genau dieses Problem zu kompensieren. Rods übertragen weniger Energie auf die Felle, daher ist es sinnvoll einlagige Felle zu verwenden. Eine zusätzliche Dämpfung der Trommeln, die insbesondere den Ton stärker herausstellt, ist hier oft auch nützlich. Bei einem Spiel mit Rods ist es zudem sinnvoll eine etwas höhere Stimmung auszuprobieren. Je nach Trommeln erhält man so ein Mehr an Wärme und Ton. Sehr leichte Becken, die viele silbrige Obertöne bieten und schnell aufgehen, klingen beim Spiel mit Rods deutlich weniger glasig. Will man ein gutes, Stick ähnliches Reboundgefühl, sollte man auf die Balance und das Gewicht von Rods achten. Rods schlucken viel von der Energie die man in sie legt. Daher gilt – umso leichter die Rods, desto besser der Rebound.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!

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